Die Eingewöhnungsphase beschreibt die Zeit, in welcher zwischen dem Tageskind und der Tagesmutter eine vertraute Beziehung aufgebaut wird. Das Tageskind lernt im Anwesenheit einer Bezugsperson (z.B. Vater) die neue Umgebung und die anderen Tageskinder kennen.
Warum sollte überhaupt eine Eingewöhnungszeit stattfinden
Es ist festgestellt worden, dass Kinder in der Lage sind, zu mehreren Personen eine vertraute Bindung aufbauen zu können. Dies gelingt besonders gut, wenn eine Person, zu welchem bereits ein solches Verhältnis besteht, das Kind in der neuen Situation begleitet. Ist das Kind überfordert, kann es diese Person als „sichere Basis“ suchen und Kraft tanken. Allmählich kann das Kind die Tagesmutter sowie seine neue Umgebung kennenlernen und im Dabeisein der Bindungsperson Vertrauen zur Tagesmutter aufbauen.
Früher gab es doch auch keine Eingewöhnungsphase?
Ein Forschungsprojekt der Freien Universität Berlin hat Auswirkungen einer fehlenden Eingewöhnung untersucht und herausgefunden, dass Kinder ohne Eingewöhnungszeit in den ersten sieben Monaten bis zu viermal so lange krank waren wie Kinder mit Eingewöhnungszeit. Weiter zeigten die nicht eingewöhnten Kinder einen geringeren Entwicklungsstand und häufigere Irritationen bei ihrem Bindungsverhalten.
Dauer der Eingewöhnungszeit
Die Eingewöhnungsphase kann je nach Kind unterschiedlich lange dauern. Es sollten etwa 3 Wochen eingeplant werden. Der nachfolgende Ablauf soll exemplarisch darstellen wie eine Eingewöhnung stattfinden kann. Als Bezugsperson wird hierbei der Vater das Kind begleitet.
Gut ist es, wenn nicht die Mutter als Bezugsperson mitgeht, da zwischen der Mutter und dem Kind aufgrund der Schwangerschaft eine besonders enge Bindung besteht. Häufig führt der Vater als sichere Bezugsperson die Eingewöhnungsphase durch.
Grundphase
- bis 3. Tag
Der Vater und das Kind bleiben 1 bis 2 Stunden täglich in der Tagespflege. Das Kind kann die Räumlichkeiten und die anderen Kinder kennenlernen. Der Vater hält sich im Hintergrund, ist jedoch bei Bedarf für das Kind zum Trösten da. Hier finden keine Trennungsversuche statt.
- Tag
Nach einer Verabschiedung von dem Kind verlässt der Vater für einen kurzen Zeitraum (etwa 20-30min) den Aufenthaltsraum der Tagespflege. Ich beobachte wie das Kind reagiert und falls nötig tröste ich das Kind. Zuvor haben die Eltern mich darüber aufgeklärt, womit sich das Kind besonders gut beruhigen lässt z.B. Musik hören oder mit dem Mobile spielen.
Stabilisierungsphase
Zunächst werden alle Pflege- und Routineaktivitäten zusammen mit dem Vater durchgeführt. Hierbei kann ich mir abschauen, was das Kind gerne mag und in meine spätere Arbeit einfließen lassen. Nach und nach übernehme ich die Versorgung des Kindes und der Vater verlässt für immer größer werdende Zeiträume die Tagespflege. Bleibt aber in erreichbarer Nähe. Je nach Kind kann die Stabilisierungsphase unterschiedlich lange dauern. Wenn das Kind bei den Trennungsversuchen Verunsicherungen zeigt, sollte die Eingewöhnungsphase langsamer durchgeführt werden als bei Kindern, welche sich schnell in der neuen Umgebung wohlfühlen.
Schlussphase
Ob das Kind sich eingewöhnt hat ist daran zu erkennen, dass es sich von mir trösten lässt und es seine Umgebung neugierig und aktiv erforscht. Auch ob das Kind isst und schläft sind gute Indikatoren für eine abgeschlossene Eingewöhnung. Der Vater braucht nun nicht mehr mit in der Tagespflege sein, jedoch sollte er jederzeit für Notfälle erreichbar sein.